Der Burgstall

Aus dem Jahrbuch „Statistik der Pfarrgemeinde Kalchreuth von 1843“ von Pfarrer Dr. Gottlob Rehlen.

Wir haben durchaus keine genaue Nachrichten, wann und durch wen der Burgstall erbaut wurde und insbesondere seine gegenwärtige Gestalt bekommen hat. Sein Dasein erfahren wir zuerst in einer Urkunde vom Jahre 1425 in folgenden Worten: "auch sollt die Behausung mitsamt dem Zwingergraben und Gärtlein daselbst, das der Loß gemacht hätt, und auch der Stall daran, und Kirchenrechte ungetheilt sein."
In den 70er Jahren desselben Jahrhunderts war unter mehreren das Besitzrecht getheilt, was zu mehreren Käufen, Abtretungen und Verträgen führte, wie unter andern zu einem Vertrag im Jahre 1471, "wie man den Burgstall bauen soll;" doch ist der-selbe uns nicht zugekommen. Endlich erwarb ihn, der damals aus zwei Behausungen, einer größeren und kleineren bestand, im Jahre 1533 Jobst Haller III[1], geboren 1490, von seinen Brüdern durch Kauf zum alleineigen Besitz um 530 fl. Sein Sohn aber, 1522-1582, Jakob, baute laut seines Saalbuches über 1200 fl hinein, richtete ein neues Gebäude darin auf, und scheint somit dem Burgstall seine gegenwärtige Gestalt gegeben zu haben. Dieß geht auch aus den Markzeichen hervor, die über dem Burgthor angebracht sind.
Zunächst eine lateinische Inschrift. Die Übersetzung bedeutet: „Offenbar beschützt Gott mit dem Schilde diejenigen vor ihren Feinden, von denen er weiß, dass sie dem Glauben an ihn treu sind.“

Weiter unten links steht das Hallerb: Wappen und rechts das Letzer'sche. Jakob von Haller war nämlich mit einer Letscherin verheiratet.
Überhaupt scheint dieser Haller Kalchreuth am meisten geliebt zu haben; er war oft hier, und lag besonders dem Vogelfang ab. Vor ihm war der südliche Platz unmittelbar vor dem Schlosse noch der Gemeinde angehörig; er kaufte ihn um 36 fl und fasste ihn mit Mauern ein.

Ferner bemerken wir noch an dem Schlossbrunnen im Hof die Jahreszahl 1560, unten im Schlossgraben an einem verkehrt eingemauerten Grundstein die Zahl 1663 und endlich an der Brüstung der Schlossbrücke zur rechten Hand noch ein Wappen, das Hallerb. und Koler'sche mit der Jahreszahl 1820.
Von Jakob Haller an erfahren wir nichts mehr von dem Gebäude bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Nach einem uns vorliegenden Kupferstich vom Jahre 1708 ist das Gebäude altfränkischer Bauart; wann aber das hohe Dach mit dem obersten Stockwerk abgebrochen und das gegenwärtige mit den Mansarden darauf gesetzt wurde, wissen wir nicht. Das Thor mit dem Portal wurde erst im Jahre 1741 erbaut. In früheren Zeiten war im Keller auch ein Gefängnis, der Saujörgle genannt.

 

[1]Nachdem Jobst III. Haller von Hallerstein bereits im Jahre 1531 starb muss dies, wie auch in anderen Quellen angegeben, Jobst IV. Haller gewesen sein.