Der III. Herrensitz der Imhof-Woelckern

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Alte Postkarte mit einer Ortsansicht von Kalchreuth, einer Ansicht vom Landgasthaus Meisel, vom Forsthaus und von der Kirche und dem Hallerschloss

Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung, 21. Jahrgang, 2. Heft, 20. Dez. 1974, Seite 77f

Der Bau steht hinter der Kirche und gegenüber dem Kirchturm, er war bisher die Forstdienststelle Kalchreuth des Forstamtes Erlangen. Der Ansitz soll zuerst im Besitz der Nürnberger Patrizierfamilie Waldstromer gewesen sein, der Bau ist 1504 erwähnt. 1516 erfolgte die Öffnungs-Verschreibung an den Nürnberger Rat; dieser hatte in Kriegszeiten hier das Recht der Verteidigung mit städtischen Reisigen. Im II. Markgrafenkrieg 1552 ist der Herrensitz verbrannt. Seit dem Wiederaufbau war das Erdgeschoß in Sandstein und das Obergeschoß in Fachwerk aufgeführt, dazu gehörte ein Walmdach. Das Haus stand allenthalben frei, ein Garten mit Quadermauer und Eingangsmauer gehörte dazu. Nach einer Beschreibung von 1709/14 war das Haus demnach zweigädig, der Bau wird als Schlößlein oder Neues Haus bezeichnet.[1]

Im 17. Jahrhundert war der ehemalige Herrensitz im Besitz einer Familie Sauermann. Dazu gehörten der Birnhof als Bauernhaus und zwei Weiher beim Dorf. 1704 kauften die Herren von Egloffstein das Gut, sie veräußerten 1706 den Birnhof an die Tucher und Haller. Letztere erwarben 1709 den Herrensitz. Es folgten ein Konsulent Leucht und dann die patrizischen Imhoff aus Nürnberg. Nach einem Bauakt hat der Dragoner-Hauptmann Philipp Ernst Imhoff von und zu Kalchreuth (* 1714) das baufällige Wohnhaus auf dem reichslehnbaren Gut 1759 neu erbauen lassen. Das Haus aus Erd- und I. Geschoß ist zu 5 und 3 Achsen aus Sandstein aufgeführt, es hat ein Walmdach.

Imhoff, ein sehr heruntergekommenes Mitglied der Familie, verkaufte am 8. III. 1764 den reichslehnbaren Herrensitz mit den Zugehörungen um 8800 fl. sowie 200 fl. Leikauf an die beiden Brüder Lazarus Carl von Woelckern auf Kalchreuth (* 1727 zu Nürnberg, † 1805 zu Wien) und Carl Wilhelm von Woelckern auf Kalchreuth (* 1728 zu Nürnberg, † 1805 zu Altdorf). Der erste war seit 1756 Stadt- und Ehegerichts-Assessor und Schöffe, seit 1779 kaiserlicher Reichshofrat in Wien. Der andere Carl Wilhelm war seit 1764 Pfleger zu Altdorf. In Wien wurde 1764 der Lehens-Consens für den Verkauf des Herrensitzes eingeholt. Die Woelckern gehörten 1730 zu den gerichtsfähigen ehrbaren Familien Nürnbergs, sie nannten sich seit ihrem Kauf 1764 Woelckern auf Kalchreuth. 1788 erfolgte ihre Aufnahme in das Patriziat. 1806 ist die Besitzung an den Oberst der bayerischen Nationalgarde Karl Sigmund Ferdinand Edler von Woelckern (1760 - 1843) übergegangen und 1819 als Eigentum umgewandelt. Bis 1854 war der Herrensitz im Besitz dieser Familie, dann wurde er als Forsthaus an den Staat verkauft.

[1]Hier liegt vermutlich eine Verwechslung vor. In einigen Chroniken wird „der II. Herrensitz der Haller“, frühere Hausnummer 56, als „das Neue Haus“ bezeichnet.