Ins Forsthaus Kalchreuth zogen Schläfer ein

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Erst Herrenhaus, dann Forstdienststelle und heute Hotel: das 240 Jahre alte „Wölkernschloss" in Kalchreuth. Foto: Hofmann

Bayerlein, Ernst:  Erlanger Nachrichten, 04.11.2000

Das modernisierte Baudenkmal beherbergt nun ein Hotel – Um 1760 als Schlösschen erbaut – Forstbehörde hatte das Anwesen verkauft

Ein 240 Jahre altes Ortsbild prägendes Gebäude wurde planvoll umgestaltet und einer neuen Nutzung zugeführt

Kalchreuth – Am Kalchreuther Dorfplatz steht seit 240 Jahren ein steinernes Chamäleon: Das Das ehemalige „Wölkernschloss“ wurde von einem Adeligen erbaut, diente ab 1852 dann fast 150 Jahre lang als Forstdienststelle und Försterwohnung und hat nun seine dritte Verwandlung in ein Hotel erlebt.

Das Anwesen war früher ein Mal einer von vier Herrschaftssitzen in Kalchreuth. Ein Vorgängerbau des heutigen Hauses wurde nach einer Baukonzessionsakte des Nürnberger Waldamtes Sebaldi im Jahre 1492 an Stelle eines noch älteren Hauses errichtet. Damaliger Bauherr war der Nürnberger Bürger Matthäus Sauermann. Er war seinerzeit Besitzer der halben Forsthube in Kalchreuth und erwarb nach 1512 noch mehrere andere Güter von der Patrizier-Familie Haller.

Nach einem Übereinkommen mit dem Rat der Stadt Nürnberg war Sauermann verpflichtet, bei einem Hausverkauf nur Nürnberger Bürger zu berücksichtigen. Matthäus Sauermann umbaute sein Anwesen mit einer starken Mauer, die heute noch vorhanden ist. Bis zum Jahre 1672 behielten seine Nachfahren den Besitz, dann übernahm eine Familie Stromer aus Nürnberg das Anwesen. Schon zwei Jahrzehnte später erfolgte ein erneuter Besitzerwechsel. Eigentümer war ab 1694 die Familie von Johann Stark, die auch in Röckenhof einen Besitz hatte. Ab 1709 gehörte das Haus dann einem Dr. Leicht; dieser verkaufte es aber schon 1716 an Karl Imhoff weiter.

Als das Gebäude im Jahre 1760 baufällig wurde, ließ Imhoff noch im selben Jahr ein neues (das heutige) Haus erbauen und verkaufte es vier Jahre später an Lazarus Karl von Wölkern. Von diesem Hausinhaber wird die Benennung „Wölkernschloss“ abgeleitet.

Die Familie von Wölkern besaß das Schloss bis 1818, dann ging das Anwesen an eine Erbengemeinschaft. Mit der Auflassung der Forsthube und der Beendigung der Feudalherrschaft kam das Anwesen 1852 durch Verkauf an den Bayerischen Staat, es wurde für das neue Forstrevier als Dienststelle und bis 1998 als Försterwohnhaus genutzt.

Nach Auflösung der Dienststelle suchte die Forstbehörde einen Nutzer und Käufer für das Anwesen am Dorfplatz. Vor zirka zwei Jahren erwarb das benachbarte Gastwirtsehepaar Hans und Herta Meisel das alte Gebäude und ließ es unter der fachlichen Leitung des Kalchreuther Architekten Roland Kessel umgestalten. Unter Berücksichtigung denkmalspflegerischer Vorgaben wurde das Haus innen und außen saniert.

Dachstuhl noch tragfähig

Der alte Dachstuhl erwies sich als noch tragfähig und konnte weitgehend erhalten werden. Eine neue Dacheindeckung mit traditionellen roten Biberschwanz-Ziegeln war allerdings notwendig.

Zwischen vorhandenen Sparren wurden wieder Dacherker eingebaut. Freigelegtes uraltes Fachwerk ist nun im Inneren des Hauses wieder sichtbar, und wertvolle alte Holzdecken im Erdgeschoss konnten ebenso wie die alten Geschosstreppen gerettet werden.

Die zweiflügeligen neuen Sprossenfenster wurden nach historischen Vorlagen gefertigt - des gleichen die Fensterläden.

Im Inneren des Hauses erwartet die Gäste natürlicher moderner Komfort, die bestehende alte Raumeinteilung wurde aber weitgehend übernommen und somit gleicht kein Zimmer dem anderen.