Zur Geschichte des „Sperkenhofs“ in Kalchreuth

Alte Haus-Nr. 5 und 6/7
Aus einem Brief von Bertold von Haller an Ernst Schön

Dieser Hof wird erstmals in einer Urkunde vom 24. Juli 1361 erwähnt, deren Original sich im Hallerarchiv erhalten hat. Damals veräußerte Conrat Sweinfürter einen Hof zu Kalchreuth, der Sperkenhof genannt, an Jacob Gutkauff. Der Hof war kein freies Eigentum, sondern ein Lehen, und zwar damals je zur Hälfte der Burggrafen von Nürnberg und der Herren von Eschenau. Es mußte also jedesmal ein neuer Lehenbrief ausgestellt werden, wenn - wie hier - der Inhaber wechselte oder wenn einer der beiden Lehenherren starb.

Tatsächlich waren die Verhältnisse aber noch verwickelter: Um 1367 empfing Ulrich von Eschenau vom Würzburger Bischof eine größere Zahl von Lehen, darunter „decimam super curia in Ralkrut (!) et mansum dicti Sperken”, d. h. den Zehnt über einen Hof zu Kalchreuth und das Gut eines (Bauern) genannt Sperken. Am 16. Juni 1372 wurde eine weitere Urkunde ausgestellt, wonach Irmel Gutkawff - offenbar die Witwe Jakobs - ihrem Sohn Fritz aus dem „Sperchhof" (jetzt halb als Reichslehen, halb als Lehen des Burggrafen bezeichnet) in Kalchreuth den halben Teil übergeben hat, der aber nicht von den Gutkauf als Grundherren bewirtschaftet wurde, sondern von einem Bauern Götz Erkel als sog. Erbinhaber.

Dieser mußte dafür erhebliche, genau bestimmte Abgaben an die Grundherrschaft leisten, nämlich 6 Sümmer Korn (Roggen), 2 Sümmer Weizen, 4 Sümmer Hafer, je ein halbes Sümmer Gerste und Erbsen, je 10 Käse zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, je ein Fuder gesottenes Kraut, „abgeschnittene“ Rüben und Stroh, weiter ein Schwein oder 1½ Pfund Heller dafür, ein Pfund (240 Stück) Eier zu Ostern, 6 Herbsthühner und 6 Fastnachthennen.

Die zum Hof gehörigen Grundstücke waren nicht wie bei den meisten anderen Kalchreuther Höfen über die Flur verteilt, sondern lagen in einem einzigen Block an der Straße nach Käswasser, woran auch die Flurnamen „ Spirkfeld" bzw, „Spirkwiese“ erinnern. Daher ist zu vermuten, daß es sich ursprünglich um einen Einzelhof handelte, der erst später ins Dorf verlegt wurde. Dasselbe gilt übrigens für den „Stöckhof“ (Erlanger Straße 5/7, alte Haus-Nr. 17/18), dessen Grundstücke südlich angrenzend „in den Stöcken“ lagen.

Wie die geteilte Lehensherrschaft zwischen den Burggrafen und dem deutschen Kaiser bzw. König (die v. Eschenau hatten ihre Hälfte vermutlich an das Reich zurückgegeben, die Belehnung durch den Würzburger Bischof 1367 beruhte wohl auf einem Irrtum) entstanden ist, läßt sich nicht mehr klären. Sie blieb jedenfalls bis 1806 bestehen.

Am 20. Februar 1378 veräußerte Fritz Gutkauf seinen Anteil an den Bruder Sebald. Der Hof scheint später an Otto IV. Forstmeister (Koler) gelangt zu sein, denn am 23. Mai 1398 wurden dessen Witwe Anna und ihre drei Töchter Elisabeth, Margaretha und Barbara vom Burggrafen mit dem „ Spirckenhof‘ - genauer mit der burggräflichen Hälfte - belehnt. Als Lehenträger, d. h. als rechtlicher Vertreter (da Frauen die ursprünglich mit Kriegsdiensten verbundenen Lehenpflichten nicht erfüllen konnten) fungierte der Schwiegersohn Ulrich III. Haller, der Margaretha Forstmeister geheiratet hatte. Die Belehnung mit der reichslehenbaren Hälfte erfolgte 1401 durch König Ruprecht.

Nicht lange danach scheint Hallers gleichnamiger Sohn die Grundherrschaft an sich gebracht zu haben, denn am 3. Dezember 1429 gab Ulrich IV. den Sperkenhof je zur Hälfte an die Erbleute Albrecht und Cunz Erckel. Doch bereits am 17. März bzw. 3. Mai 1435 mußten diese ihre Güter an Ulrich Haller wegen Schulden in Höhe von 116 Gulden (fl) 30 Pfennig (d) bzw. 106 fl verpfänden. Das Erbe am Hof des Albrecht Erckel erklagte wenig später Hermann Hetzelsdorfer, verkaufte es am 24. September desselben Jahres für 170 fl an seinen Sohn Fritz und bezahlte dafür die noch ausstehenden 116 fl an Ulrich Haller. Dieser überlegte es sich aber wieder anders und übernahm mit Urkunde vom 11. Mai 1438 den Sperkenhof selbst, wofür er Hermann Hetzelsdorfer eine Entschädigung zahlte.

Am 1. Februar 1440 vererbte Ulrich Haller den halben Sperkenhof um die bereits 1372 genannten jährlichen Abgaben wieder an Contz Erckel. Vermutlich ist dieser mit dem gleichnamigen Bauern und Dorfshauptmann identisch, der 1441 mit seinen Söhnen Hans und Chuntz im Verzeichnis der wehrfähigen nürnbergischen Bauern als Untertan Ulrich Hallers angeführt wird. Er verfügte über einen (Brust-)Panzer, Goller (Hals- bzw. Schulterstück), Armbrust, Haube und (Eisen-)Handschuhe.

Ulrich Haller starb 1456. Der Sohn Ulrich VI. begann 1464, seinen Besitz in Kalchreuth abzustoßen; darunter war auch der halbe Sperkenhof, mit dem der Käufer Hans Erkel am 24. Januar 1471 vom Markgrafen belehnt wurde. Die reichslehenbare Hälfte veräußerte er dagegen für 210 fl an seinen Vetter Jobst I, Haller, der dann 1473 von den Kindern des inzwischen verstorbenen Hans Erkel auch den markgräflichen Lehenanteil für 200 fl erwarb. Als Erbmann saß Fritz Tanbach auf dem Hof, der zusätzlich ein Gattergeld (Hypothekenzins) von 3 (ab 1483 4) fl zahlen mußte.

Nach Jobst I. Hallers Tod wurden seine Söhne Jobst II., Wolfgang und Hieronymus am 20. Juni 1494 vom Markgrafen mit dem Schloß Kalchreuth und den zugehörigen Gütern belehnt, darunter dem halben Sperkenhof, als Erbmann erscheint immer noch Fritz Tanbach. Die Belehnung mit der reichslehenbaren Hälfte folgte am 28. Februar desselben Jahres“. Aus dem Reichssteuerregister von 1497 geht übrigens hervor, daß Tanbach (Donbach) ein Vermögen von mindestens 500 fl besaß, da er außer den 52½ d für seinen fünfköpfigen Haushalt (erfaßt wurden dabei nur die Personen über 15 Jahren) noch einen halben Gulden Vermögenssteuer bezahlen mußte.

1546 saßen Sebald Beheim und seine Frau Katharina auf dem Sperkenhof; für ein Darlehen von 100 fl, das ihnen der Nürnberger Bierbrauer Lorenz Ott gewährt hatte, mußten sie ein Gattergeld von 5 fl jährlich entrichten. Zwei Jahre später wurde der Steuerwert des Hofs mit 480 fl angegeben, die Grundherrschaft übte damals Jobst IV. Haller (v. Hallerstein) aus. Im markgräflichen Lehenbrief vom 7. Dezember 1557 erscheint dann Michel Hollfelder als. Erbinhaber.

Im Salbuch des Jakob IV. Haller von 1560 wird der Hof erstmals genauer beschrieben: „Ein Hauß, zween Städl, ein Hofcaßten‚ Schweinstallung sambt der Hofrait …, daran ein Garten und Peunt“, letztere etwa 2½ Tagwerk groß. Außerdem gehörten 27½ Tagwerk Wiesen und 36¼ Morgen Acker dazu”. Michael Hollfelder wird übrigens noch 1584 als Besitzer des Hofs genannt.

Als sein Nachfolger wird im markgräflichen Lehenbrief vom 20. September 1608 Hans Beck(h) angeführt, der auch im Forsthennenbuch des Sebalder Reichswaldes von 1611 erscheint. Später soll auf ihn Jakob Beckh gefolgt sein.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt der Sperkenhof einige Schäden; so wurde einer der beiden Städel sowie das Hofhaus mit Keller und angebauten Schweineställen abgebrannt. Am 25. Oktober 1643, also noch während des Krieges, erhielt der Hof ein zweites Feuerrecht, das vom Leimengütlein übertragen wurde. Seitdem wohnten hier zwei Familien, und zwar zunächst die des Georg Wendler (er baute den zweiten Stadel wieder auf) und des Georg Frisch, der von Hans Hochmuth abgelöst wurde“. Wendler (1613-1674) und Hochmuth (1610-1674) sind auch im Forsthennenbuch von 1653 verzeichnet.

Auf Georg Wendler folgte Philipp Clausner, der am 25. Oktober 1678 mit 61 Jahren bei Reparaturarbeiten am Dach tödlich verunglückte. Sein Anteil wurde am 8. Januar 1679 um 500 fl vom Sohn Hans Clausner (†1728) übernommen. Die andere Hälfte kam nach dem Tod Hans Hochmuths an den gleichnamigen Sohn (1657-1688), dessen Witwe am 26. Juni 1688 Michael Böhm heiratete.

Im Jahr 1675 wurde der immer noch gemeinsam bewirtschaftete Hof beschrieben, Es standen dort ein Haus (mit zwei Feuerrechten), zwei Städel, ein Backofen und ein Ziehbrunnen. Dazu gehörten 29½ Tagwerk Wiesen und 36 Morgen Felder. Außer den seit dem Mittelalter unveränderten Abgaben an die Grundherrschaft hatte der Hof noch weitere Leistungen zu erbringen: an die Gemeinde, wenn das Dach am Bad- oder am Hirtenhaus erneuert werden mußte (der Sperkenhof war mit 21 „Schaub “ veranschlagt, was auf die herkömmliche Strohdeckung hindeutet), 1 Metzen Korn und eine Läutgarbe an den Mesner, dazu 2 d „Rauchgeld“ wegen des Laimenhauses und schließlich zwei Forsthennen an das Waldamt Sebaldi.

 

Erst 1698/99 wurde der Hof förmlich geteilt. An die Stelle des bisher gemeinsamen Wohnhauses traten zwei getrennte Gebäude für Hans Clausner (später Haus Nr. 5) und Michael Böhm (später Haus Nr. 6). Fortan wurde Nr. 5 als die markgräfliche Lehenhälfte und Nr. 6 als Reichslehen behandelt.

Die weitere Geschichte von Haus Nr. 5 (Heroldsberger Straße 18)

Ob dieser halbe Hof, an dem der alte Hausname „Sperkbauer“ haften blieb - die Hallersche Grundherrschaft verwendete ihn allerdings weiterhin auch fiir die reichslehenbare Hälfte -, bereits zu Lebzeiten des Hans Clausner oder erst nach seinem Tod am 3. Dezember 1728 an den Sohn Hans Ulrich Clausner (1690-1756) übergeben wurde, ist nicht bekannt; als frühester Zeitpunkt käme das Jahr 1712 in Frage, als dieser Walburga Bühlmann (1689-1740) heiratete. 1742 vermählte er sich in zweiter Ehe mit Margarethe Böhm.

Am 22. März 1756, genau einen Monat nach dem Tod Hans Ulrich Clausners, verkauften die Erben den Halbhof (mit Wohnhaus, Stadel, Backofen, Sehweineställen, Rübkeller samt Milchgrube, einem Ziehbrunnen und der mit einer Hecke umgebenen Hofreit) für 2500 fl an den jüngsten Sohn Christoph Sigmund Clausner (1724-1767). Als Dreingabe erhielt der Käufer 2 Pferde, 1 Wagen, 1 Pflug und Egge, 22 Metzen Gerste, 4 Metzen Wicken und 12 Metzen Hafer. Die Witwe behielt sich den freien Winkel (Altenteil) vor samt einer Kammer sowie ein kleines Stück Feld und Wiese zur Haltung einer Kuh.

Da Christoph Sigmund Clausner den Hof nicht selbst bewirtschaften wollte, verpflichtete er sich im Übergabevertrag, alle 7 Jahre ein „Handroßhandlohn“ von 70 fl zu zahlen. Er wohnte nämlich mit seiner Frau Margaretha geb. Pfaff‘ auf dem Hof ihrer Eltern in Käswasser. Dort blieb sie auch, als sie nach dem Tod ihres Mannes den Witwer Christoph Meisel (1716-1800) heiratete. Der Kalchreuther Hof wurde in dieser Zeit vermutlich von ihrer Schwägerin Margaretha (1732-1786, einer Schwester Christoph Sigmunds) und deren Mann Johann Clausner (1729-1800) geführt. In der Beschreibung des Oberamts Baiersdorf von 1778 ist jedoch Christoph Meisel als Besitzer genannt.

Am 14. März 1791 verkauften Meisel (nunmehr zu Kalchreuth) und seine Frau Margaretha den halben Sperkenhof an den Schwiegersohn Georg Wittigschlager (1767-1848), der am 7, Januar 1789 ihre Stieftochter Margaretha Clausner (1766—1807) geheiratet hatte. Als Kaufpreis wurden 2400 fl vereinbart, wovon aber allein 400 fl für die umfangreiche Dreingabe gerechnet waren: nämlich ein Paar Ochsen (100 fl), 1 Herdochse (15 fl), 2 Kühe (30 fl), das vorhandene Heu und Grummet (100 fl), 2 Ehehaltenbetten (16 fl), sodann Wägen, Pflug, Egge, Ketten, Winde, Eisenkeile, Heu- und Mistgabeln, Riffelstock, Halmbank, Fleischstock, Kraut und Fleischgeschirr sowie eine Hackbank (50 fl), 3 Sümmer Backgetreide (45 fl), l½ Sümmer Dinkel (22 fl 30 Kreuzer), 3 Schlitten nebst Brettenseil (10 fl 30 kr), ein Kupferkessel mit Handhabe (9 fl) und der Stadelzeug, Metzen, Siebe und Reitern (2 fl).

Sehr genau war auch das Altenteil geregelt. Die Verkäufer behielten sich auf Lebenszeit der Margaretha Meisel den Winkel (kostenlosen Aufenthalt) in der Wohnstube und die obere Stubenkammer vor, dazu die Futterkammer, einen Platz auf dem Heuboden für das Getreide, das hintere Drittel im linken Barrenteil des Stadels für das Heu, Platz für eine Kuh im Stall, den nächsten Schweinestall am Haus, einen Platz für Erdbirnen (Kartoffeln) im Keller, das „ Bädlein“ hinterm Ofen und das Öfelein zum Dörren, dazu das nötige Holz und Licht.

Außerdem beanspruchten sie aber noch eine umfangreiche „Ausnahme“ für ihren Lebensunterhalt, nämlich 1 Sümmer Korn, 6 Metzen rauhe und ½ Metzen „geknäupte“ Gerste, 20 Metzen Dinkel, ½  Metzen „geknäupte“ Hirse und ½ Metzen Erbsen Wenn sie keine Kuh hielten, wollten sie noch 25 Pfd. Schmalz jährlich und 2 Maß Milch wöchentlich, andernfalls ausreichend Grummet, einen Grasplatz, einige Beete Acker für Rüben sowie die nötige “Winterfütterung. Unabhängig davon hatten die Käufer 2 Tagwerk Wiesen zu mähen, zu heuen und das Heu heim- und auf den Markt zu fahren, jährlich 30 Eier, 25 Pfd. Rindfleisch sowie ein Mastschwein von 65 Pfd. ,.benebst den Würsten” zu liefern sowie vier Beete Kartoffeln und drei Beete Flachs zu bestellen.

 

Dann beanspruchten die Verkäufer noch ½ Metzen Salz und 3 Pfd. Seife im Jahr sowie zuletzt - offenbar spielte auf dem Sperkenhof der Obstbau damals schon eine wichtige Rolle – die Bäume in der Grubwiese, je 3 Zwetschgenbäume im Baumgarten am Nußbaeh und im Hofgarten, den Borstörfer (Apfel-)Baum am Stadel, ½ Metzen Schmekenbirnen (?), den Sulzbürger Birnbaum am Stadel, ein Viertel vom Grubenbirnbaum beim Backofen, den halben Nußbaum beim Stadel, 2 Metzen vom Adams-Apfelbaum auf der Sperkwiese und einen Kirschbaum im Eck des Sperkwiesenäckerleins.

Fast 10 Jahre konnten Christoph und Margaretha Meisel ihr Altenteil genießen; er starb am 29. Januar 1800, sie am 24. Januar 1801.

Margaretha Wittigschlager wurde nur 40 Jahre alt. Nach ihrem Tod am 9. März 1807 heiratete ihr Mann Georg schon knapp vier Monate später Elisabeth Kracker. Für die minderjährigen Söhne aus der ersten Ehe wurde auf dem Gut ein mütterliches Voraus von 2272 fl 54¼ kr eingetragen. Am 14. April 1834 veräußerten die Eheleute den Hof  um 3000 fl (und 500 fl für die Dreingabe) an ihren Sohn Johann Georg Wittigschlager und dessen Verlobte Barbara Meisel;auch sie behielten sich den Winkel samt Ausnahme vor“.

Die weitere Geschichte von Haus Nr. 6/7 (Heroldsberger Straße 16)

Die andere Hälfte des Hofs mit dem Hausnamen „Rotenbauer“ (nach Hans Hochmuth d. Ä.,

„der Rot(e) “ genannt), hatte Michael Böhm (1665-1739) durch seine am 26. Juni 1688 geschlossene Ehe mit Christina, der Witwe Hans Hochmuths d. J., an sich gebracht. Acht Monate nach ihrem Tod heiratete er am 6. Juni 1713 die ebenfalls verwitwete Christina Knapp (†1749). 1709 erbaute er an der westlichen Grundstücksgrenze ein Hofhäuslein und durfte dort auf Lebenszeit ein Feuerrecht (für Stubenofen und Küchenherd) einrichten.

Am 4. März 1727 verkaufte er den Hof (mit Haus, Hofhäuslein, Stadel, Schweineställen und Backofen) um 2300 fl an seinen Sohn Thomas Böhm (1703-1771), der sich ein Jahr zuvor mit Barbara Hengelein aus Großgeschaidt (1706-1773) verehelicht hatte. Wie üblich, behielt der Vater für sich und seine Frau den Winkel in der Stube, die Hauskammer („ wo sie schlaffen“) oder die obere Stube, dazu einige Flurstücke usw., außerdem „eine Zeil Bäume im Nußbach“ und dgl. auf der Höhe, „wo der Mousgeteller Pirnbaum stehet”, schließlich noch das Hofhäuslein. Als Dreingabe wurden zwei Pferde samt Geschirr, ein zweijähriges Fohlen, eine Kuh und die bekannten bäuerlichen Gerätschaften aufgezählt.

Im Jahr 1735 scheint Thomas Böhm den Stadel erneuert und dabei auch vergrößert zu haben. Um 1751 begann ein Streit mit dem Sebalder Waldamt wegen des Feuerrechts im Hofhaus, das spätestens mit dem Tod der Mutter 1749 wieder hätte beseitigt werden müssen. Aber wie so oft sah der Besitzer das gar nicht ein. Das 1758/59 wiederholte Gesuch um Beibehaltung der Feuerstelle wurde abgelehnt, 1767 aber schließlich doch genehmigt Aus diesem Anlaß wurde auch ein Grundriß der Hofanlage gefertigt.

Am 1. März 1763 verkaufte Böhm seinen Halbhof, bestehend aus Wohn- und Bauernhaus, einem Nebenhäuslein mit Feuerrecht, dem Stadel samt angebautem Schweinestall mit vier Fächern, Backofen, Brunnen, zwei Kellern (jeder mit Milchgrube) und einem Bienenstand sowie den zugehörigen Grundstücken, für 2500 fl an den (künftigen) Schwiegersohn Johann Meisel (1741-1809), der dann am 23. Mai seine Tochter Elisabeth heiratete.

Die umfangreiche Dreingabe, für die weitere 400 fl berechnet wurden, umfaßte 2 Pferde samt Geschirr, 1 Kuh, 1 Wagen mit Ketten, Winden und Hebladen, 3 Gabeln, 1 Haue, 2 Hacken, 2 Eisenkeile, 1 Heppe, „Mist-Kreyl“ (Mistgabel), 2 Strohbänke, 1 Schlitten, 1 Pflug und Egge, 2 Sägen, Schleifstein, Hackbänke, 1 Tisch, Sensen, Sichel, 1 Stiefelstock und 1 Ehehaltenbett, weiter das vorhandene Saat- und Eßgetreide, Lein und Hanf, Köchet (Hülsenfiüchte, die gekocht werden), Fleisch und Kraut samt Kufen, Stroh und Futter, Stadelzeug sowie das Bretten- und Heuseil.

Auch hier wurde der Winkel „in der oberen Stuben nebst der Schlaf-Kammer, eine Ecke im Keller und Stadel“‚ oder - falls sie sich nicht vertragen würden - im Nebenhäuslein ausbedungen.

 

Bei der Ausnahme spielte wieder der Obstanbau eine Rolle, denn Thomas Böhm behielt sich „das halbe Obst im Gaßlän am Haller-Garten“ vor und außerdem „in der Höhe, ein Robin-Apfel, den halben Barst-Apfel-Baum und ein Muscateller-Baum“.

Schließlich sollte Meisel den drei noch ledigen Böhm-Kindern bei ihrer Hochzeit „4 Metzen

Korn zu einer Frühe Suppe reichen, den jüngsten aber 50 fl bey deßen Verheyrathung zum Vorkauff" bezahlen“.

Ein knappes halbes Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Johann Meisel am 4. Juni 1782 ein zweites Mal, nämlich Barbara Hengelein aus Großgeschaidt (1759-1815). Er selbst starb am 12. März 1809. Drei Monate später, am 20. Juni, ehelichte sein Sohn Johann Meisel (1780-1819) Margaretha Klaußner aus Käswasser (1792-1863). Spätestens 1810 übernahm er den elterlichen Hof um 3500 fl. Seine Witwe heiratete 1820 Johann Adelmann aus Kalchreuth und besaß den Hof bis zu seinem Tod im Jahr 1851.

Bei Einführung der Hausnummern Ende des 18. Jahrhunderts erhielt das Wohnhaus die Nr. 6, das Hofhaus die Nr. 7.

 

Nachbemerkung

Sowohl die markgräflichen als auch die Reichslehen in Kalchreuth fielen 1806/10 an Bayern, Lehensherr war nunmehr der bayerische König. Um 1820 wurden diese Lehen aber „allodifiziert“, d. h. gegen die Zahlung einer Ablösung freies Eigentum der Freiherren Haller v. Hallerstein. Als Folge davon wurde 1821 die Gerichtsbarkeit über diese Besitzungen vom Staat eingezogen. Die Grundherrschaft, also der Anspruch auf die herkömmlichen Abgaben, blieb dagegen bis zur Grundrentenablösung im Jahr 1848 bestehen.

Um diese Zeit enden auch die Aufzeichnungen über den „ Sperkenhof“ im Hallerarchiv. Die weiteren Besitzer bis zur Gegenwart sind der Aufstellung von Ernst Schön zu entnehmen.

Dabei erscheint bemerkenswert, daß das Anwesen Heroldsberger Straße 16 seit über 350 Jahren in ununterbrochenem Familienbesitz ist.

 

Großgründlach, den 4. Januar 2009, Bertold Frhr. v. Haller

Von Bertold Frhr. v. Haller zur Veröffentlichung freigegeben